zum Jiaotze Horror Movie:
“Dumplings-Delikate Versuchung” (Hongkong, 2004, Fruit Chan)
Es war keiner der großen Blockbuster, aber meine Videothek um die Ecke hatte ihn, und das ist auch kein besonderer Laden, eben eine der üblichen Verleihketten. 2004 war er noch unter “Neuigkeiten” eingeordnet und ich weiß eigentlich gar nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht eine Komödie oder so etwas in der Richtung, aber wenn einem Sinologen auf dem Cover dann die Chinesischen zeichen für “Dumplings”-Jiaotze entgegenleuchten, dann fällt die Filmauswahl nicht schwer, auch mal ohne den Klappentext zu lesen.
Es beginnt auch wie eine Beziehungsgeschichte und handelt vom reichen Ehepaar Li, Frau Li, eine ehemaliges Starlet aus einer Seifenoper kommt langsam in die Jahre und die Fältchen lassen sich nicht mehr vertuschen und auch ihr Mann beginnt eine Affaire mit seiner attraktiven und wesentlich jüngeren Masseurin.
Deshalb sieht sich Frau Li genötigt etwas zu tun, um für ihren Mann wieder attraktiv zu werden und gelangt so an die geheimnisvolle Köchin Mei, die ein Rezept für die ewige Jugend gefunden haben soll. Früher hat diese ihr Geld mit illegalen Abtreibungen verdient und nun nutzt sie ihre Beziehungen zu einer Klinik in Shenzen in China, um abgetriebene Föten als Füllung für ihre Teigtaschen zu bekommen…….
Dabei wird das Grauen hier in wunderschönen Kochszenen montiert, man erfährt so manchen guten Tipp, was das Herstellen von hausgemachten Teigtaschen angeht, wenn das chinesische Hackmesser in Nahaufnahme das Fleisch der abgetriebenen Babys schreddert; aber wie es sich für richtig guten Horror so gehört, etwas wirklich Grausiges bekommt man nicht zu sehen, alles spielt sich im Kopf des Zuschauers ab.
Dass die Teigtaschen ihre gewünschte Wirkung auch zeigen kommt in einer netten Szene zum Ausdruck. Mei, die nun auch noch eine Affäre mit Herrn Li beginnt, wird auf einem alten Foto gezeigt, auf dem sie dem Großen Vorsitzenden Mao Tse Tung die Hände schüttelt und sich seitdem kaum verändert hat. Herr Li kann gar nicht glauben, dass sie schon 64 Jahre alt ist: “Was bedeuten schon Zahlen……..” ist Meis Antwort.
Trotz des makaberen Inhaltes entwickelt der Film eine Ästhetik über den bloßen Horror hinaus und wirft die Frage auf, was man bereit ist für die ewige Jugend zu zahlen.
Entsprechend dem Thema gehen die Kritiken zum Film natürlich weit auseinander und reichen von “post-feministischem Meisterwerk” , über “kühle Inszenierung, schöne Deko und ekliger Plott – ein guter Film!” bis hin zu “ekelhaft und unzumutbar”.
Die Geschmäcker sind halt verschieden, vielleicht sollt man sich zum Film nicht unbedingt eine Schüssel mit Jiaotze machen oder zumindest welche mit vegetarischer Füllung.
Leider ist auf You Tube nur der Trailer zu finden und in der Videothek hab ich ihn auch nicht mehr gefunden, aber wenn man ein wenig im Netz stöbert oder bei Amazon 5 Euro investiert, dann ist die makabere Kochanleitung doch noch zu finden. Hab sie mir gerade wieder bestellt und freue mich schon auf einen gemütlichen Abend, an dem man mal das Abendessen weglassen will.
Und wenn ihr aufs Poster über diesem Absatz klickt, dann kommt ihr direkt zu You-Tube und dem deutschsprachigen Trailer!!!